Methodische Grundlagen

Case-Management

 

Das Konzept des Case Managements bildet die fachlich-methodische Basis für die behördliche Sozialarbeit. Es bezieht sich sowohl auf die Arbeit mit einzelnen Familien, als auch auf die übergeordnete Steuerung des Hilfesystems.

 

Case Management beruht auf:

 

  • einer umfassenden Erhebung der Lebenssituation und des Unterstützungsbedarfes,
  • Flexibilität bei der Komposition der Hilfen und kooperative Hilfeplanung unter maximaler Einbeziehung der KlientInnen,
  • Verringerung der Abhängigkeit vom Hilfesystem durch Aktivierung von persönlichen Ressourcen der KlientInnen und der Ressourcen  in lebensweltlichen Netzwerken sowie Rückzug, wenn die autonome Lebensführung wieder möglich scheint,
  • der Steuerung des Unterstützungsprozesses durch einen/eine Case ManagerIn in enger Abstimmung mit den KlientInnen und HelferInnen,
  • prozessnaher Dokumentation, die die Kooperation mit den KlientInnen fest hält,
  • dem Haushalten mit Ressourcen.

Case Management ist darüber hinaus ein Modell der Systemsteuerung, das die Wege des Zugangs zur Hilfe, der Hilfeerbringung bis zum Abschluss der institutionellen Hilfe beobachtet und laufend optimiert.

 

Lebensweltorientierung

 

Mit Lebenswelt wird das subjektive Erleben der Wirklichkeit, in der sich das Individuum befindet, verstanden. Die Orientierung an den Lebenswelten der betreffenden Personen ist ein wichtiges Handlungsprinzip in der sozialpädagogischen Arbeit. Lebensweltorientierung bedeutet unter Einbeziehung der jeweiligen Kompetenzen, Ressourcen und Lösungspotentiale, ein an der Wirklichkeit der betroffenen Person anknüpfendes Handeln. Die Sozialpädagogik setzt dort an, wo der Mensch gerade steht und holt ihn sozusagen dort ab. Gemeinwesenorientierung und Situationsbezug der Arbeit sind somit Konzepte, die man als Lebensweltorientierung verstehen kann (vgl. Thiersch 2009, S. 23f.).

 

„Alles was ein Mensch tut, macht für ihn Sinn, sonst würde er es nicht tun“ (Walthes 1997 zit. in Anft 2002, S.159). Dementsprechend liegt die pädagogische Aufgabe nun darin, den Motiven des Verhaltens auf die Spur zu kommen. In der Sozialpädagogik geht es um Ressourcenorientiertheit. Die individuellen und sozialen Ressourcen sowie Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen sollen genutzt werden, um autonome Alltagspraxis und subjektiv sinnvolle Lebensbewältigung zu ermöglichen.


Partizipation

Die Partizipationsangebote sind im Kinder- und Jugendhilfegesetz durch gesetzliche Regelungen vorgeschrieben.

 

Dort wird eine Beteiligung des jungen Menschen an folgenden Punkten gefordert:

§ 8 KJHG: Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung entsprechend ihrem Entwicklungsstand, an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen sowie der stationären Jugendhilfe; ferner haben sie einen Anspruch auf Beratung durch das Jugendamt.

 

Die Partizipation der Kinder und Jugendlichen im Sinne einer Mitbestimmung im Alltag der Einrichtung ist nach unserem Verständnis eine wesentliche Voraussetzung für die angestrebte spätere Selbstgestaltung des Lebens.

 

Sie ist Grundlage der Erziehung zu Selbständigkeit und Selbstverantwortung und erfordert, die Kinder und Jugendlichen ihrem Alter entsprechend besonders an jenen Entscheidungen zu beteiligen, die sie persönlich betreffen.

 

Die Mitbestimmung unserer Kinder und Jugendlichen erstreckt sich auf alle Bereiche der Alltagsgestaltung und beinhaltet z.B.:

 

  • die individuelle Ausgestaltung des Zimmers (Intimsphäre)
  • die Planung des Tages- und Wochenablaufes
  • Fragen des Umgangs mit dem Taschengeld
  • die Feriengestaltung
  • Besuchsregelungen

Die Kinder und Jugendlichen werden entsprechend ihres Entwicklungsstandes an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligt.

Partizipation verstehen wir aber auch als Übernahme von Mitverantwortung.

 

Identitätsentwicklung

Anerkennung und Akzeptanz sind ein wichtiger Teilaspekt der Identitätsentwicklung. Das Selbstbild, als der greifbarste Aspekt der Identität, hat besonders im Erleben der jungen Menschen viele Facetten. Es enthält zunächst das, was der junge Mensch von sich selbst weiß, wie er sich darstellt, wie er sein möchte, was er werden möchte, wie er glaubt, dass die anderen ihn sehen, was die anderen an ihm mögen oder nicht. Dieser Prozess der Identitätsentwicklung manifestiert sich durch soziale Beziehungen in den verschiedenen Lebensbereichen wie Schule, Beruf, Freizeit etc.

 

Biografiearbeit

Die Entwicklungsgeschichte eines Kindes, sowie seine aktuellen Probleme, können nur unter Berücksichtigung seiner bisherigen und gegenwärtigen Bezugspersonen und Lebensbedingungen erfasst werden. Dies erfordert einerseits eine Auseinandersetzung mit dem Lebenslauf des Kindes, andererseits die Zusammenarbeit mit Bezugspersonen.

Biographiearbeit“ hat in  der pädagogischen Arbeit das Ziel, die Kinder und Jugendlichen ihre oft krisengeschüttelte Vergangenheit im Rückblick auch als sinnvoll erleben zu lassen.

 

Sie dient somit der Entwicklung der persönlichen Identität.

Das Ziel der Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie ist es, Klärung und Ordnung zu schaffen, verstehen und annehmen zu können.

 

Empowerment - Ressourcenorientierung

 

Was ist konkret gemeint, wenn das Empowerment-Konzept es sich zur Aufgabe macht, die Ressourcen der Menschen fördern zu wollen?

Unter Ressourcen verstehen wir  jene Personenpotenziale („personale Ressourcen“) und Umweltpotenziale („soziale Ressourcen“), die von der Person

 

  • zur Bewältigung altersspezifischer Entwicklungsaufgaben,
  • zur gelingenden Bearbeitung von kritischen Lebenslagen und belastenden Alltagsanforderungen sowie
  • zur biographischen Verarbeitung der negativen Folgen früherer Belastungen und traumatischer Erlebnisse

genutzt werden können und damit zur Sicherung ihrer psychischen Integrität und zu einem umfassenden biopsychosozialen Wohlbefinden beitragen.